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Digitalisierung in der Pflege – ein Thema, für das Google rund 15.000.000 Ergebnisse ausgibt. Und ein Thema, das uns alle betrifft. Weil Gesundheitsversorgung uns alle betrifft.
Prof. Dr. Felix Hoffmann ist seit 2022 Professor für Digital Health an der APOLLON Hochschule der Gesundheitswirtschaft und seit 2020 Leiter der Stabsstelle Medizinische Prozessentwicklung am Klinikum Darmstadt.
Klett Corporate Education, das Netzwerk der Fernschulen und Fernhochschulen der Deutschen Weiterbildungsgesellschaft mbH, zu der auch APOLLON gehört, durfte Prof. Hoffmann interviewen.
Lesen Sie im Folgenden
Digital Health ist ein Querschnittsthema, das sich damit befasst, wie ein digital vernetztes Gesundheitswesen aufgebaut und weiterentwickelt werden kann. Ein Schwerpunkt bildet heute insbesondere die Transformation unseres analogen Gesundheitswesens hin zu diesem digital vernetzten Gesundheitswesen der Zukunft. Digital Health als Querschnittsfach in der Lehre ist also gewissermaßen die Lehre einer digitalen Gesundheitssystemarchitektur.
Neben digitalen Technologien spielen bei Digital Health auch zahlreiche andere Kompetenzfelder eine wichtige Rolle. Die Grundlage für eine erfolgreiche Anwendung von digitalen Technologien sind leistungsfähige Versorgungsprozesse, daher ist die Prozessentwicklung eine sehr wichtige Kernkompetenz im Bereich Digital Health. Auch die Weiterentwicklung von Kommunikations- und Führungsstrukturen spielt eine wichtige Rolle, denn in einer Wissensumgebung wie dem Gesundheitswesen funktioniert die Führung nicht mehr Top-Down wie früher im Stahlwerk. Stattdessen verbreiten sich zunehmend agile Führungsstrukturen, die an die Stelle hierarchischer Führungsstrukturen treten. Schlussendlich stellt sich auch die Frage, in welchen unternehmerischen Strukturen all dies geschehen kann. Mit der sogenannten Purpose Economy existiert ein Modell, bei dem die Interessen von Beschäftigten und Patienten in den Mittelpunkt rücken. Auch das ist Bestandteil von Digital Health.
Versorgung lässt sich nicht mehr in einzelnen Berufsgruppen denken. Eine moderne Gesundheitsversorgung funktioniert immer berufsgruppenübergreifend und so wird es so sein, dass Versorgungsprozesse insgesamt standardisiert und automatisiert werden. Pflege- und Sozialberufe werden an nahezu allen Versorgungsprozessen beteiligt sein und so sind diese Berufsgruppen von der digitalen Transformation betroffen.
Ich halte den Begriff „Digitalisierung“ für überholt, da dieser Begriff völlig unspezifisch ist und für die unterschiedlichsten Sachverhalte verwendet wird. Besser wäre es, die jeweiligen Aspekte direkt zu benennen, statt den Oberbegriff „Digitalisierung“ zu verwenden.
Ein wichtiges Ziel in der digitalen Transformation ist die Automatisierung von Prozessen, also die Durchführung einzelner Prozessschritte durch technische Anwendungen statt durch den Menschen. Insbesondere bei der Dokumentation oder Überwachung von Patientinnen und Patienten können digitale Technologien einen großen Mehrwert stiften.
Voraussetzung für eine Automatisierung ist die Standardisierung von Prozessen, was glücklicherweise heute immer mehr umgesetzt wird. Das betrifft nicht nur die Standardisierung von Daten mit der Einführung von Datenstandards wie FHIR oder HL7. Auch die Versorgungsprozesse selbst werden zunehmend standardisiert.
Ein weiteres wichtiges Anwendungsgebiet ist die Telemedizin, bei der die Gesundheitsversorgung über räumliche und zeitliche Distanzen hinweg erfolgt. Auf diese Weise ist es möglich, seltenes Expertenwissen bei der Behandlung einzuholen. Auch die Versorgung im ländlichen Raum wird verbessert, wo es immer mehr zu einem Versorgungsdefizit kommt.
Es existiert eine Vielzahl an Technologien, die nutzenbringend in der Gesundheitsversorgung angewendet werden kann. Viele Technologien finden aber nicht den Weg in die Versorgung. In sehr vielen Versorgungseinrichtungen wird noch auf Papier dokumentiert oder mit Faxgeräten kommuniziert. Die große Herausforderung heute besteht nicht darin, neue Technologien zu entwickeln, sondern diese in die Versorgung zu bringen und smarte Versorgungsstrukturen aufzubauen.
Die positiven Effekte bei der digitalen Transformation liegen erstens in der Qualitätssteigerung durch verbesserte Versorgungsprozesse. Zweitens wird auch das Personal entlastet, da die Automatisierung dazu führt, dass viele Tätigkeiten nicht mehr durch Menschen erledigt werden müssen. Und drittens lässt sich im Rahmen der digitalen Transformation auch eine Effizienzsteigerung erreichen, da digitale Versorgungsprozesse oft günstiger als die analogen Prozesse sind.
Bei dieser Frage spielen verschiedene Aspekte eine Rolle. Viele Beschäftigte haben Angst vor Neuem und halten lieber an bewährten und gewohnten Prozessen fest, statt Neues auszuprobieren. Oft wurde bereits die Erfahrung gesammelt, dass „die Digitalisierung“ die Arbeit viel anstrengender macht. Immer wieder höre ich von Beschäftigten, die explizit die Telematikinfrastruktur als zusätzliche Belastung und nicht als Entlastung empfinden. Dabei ist die Akzeptanz durch die Anwenderinnen und Anwender sehr wichtig, da diese erfolgsentscheidend ist.
Zunächst einmal muss Vertrauen gewonnen werden. Das kann beispielsweise gelingen, indem zuerst kleine Veränderungen eingeführt werden, sodass mit der Zeit, bei wachsendem Vertrauen, immer größere Projekte möglich werden.
Zweitens muss aber auch die Technologie tatsächlich zu einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen führen. Ist dies nicht der Fall, leidet darunter nicht nur die Akzeptanz vonseiten der Beschäftigten, sondern auch die Qualität der Versorgung. Im besten Fall wird das gesamte Wissen eines Teams in ein Projekt mit einbezogen und die Durchführung wird transparent gestaltet.
Ein grundlegendes Verständnis digitaler Anwendungen sollte heute schon vorhanden sein. Das betrifft beispielsweise die Anwendung eines Computers und die bereits verbreiteten Anwendungen wie Krankenhausinformationssysteme, E-Mails oder mobile Applikationen. Zum Glück kommen sehr viele Beschäftigte bereits im privaten Umfeld mit digitalen Anwendungen in Berührung, sodass grundlegende Kompetenzen in der Regel vorhanden sind.
Es stimmt, dass neben grundlegenden Kompetenzen je nach beruflicher Betätigung weitere Kompetenzen erforderlich sein können. Eine Person, die beispielsweise in der Kardiologie tätig ist, wird ein EKG-Gerät bedienen müssen. OP-Pflegekräfte müssen das OP-Informationssystem bedienen können. All diese Kompetenzen sind Bestandteil der individuellen Berufsausübung und können erworben werden, wenn dies jeweils erforderlich ist.
Ich sehe einen deutlichen Zusammenhang in der fehlenden Ausschöpfung der Möglichkeiten digitaler Technologien und dem Fachkräftemangel. Wenn Versorgungsprozesse schlank gestaltet werden, wird weniger Fachpersonal für die Betreuung dieser Prozesse benötigt. Wenn diese Prozesse dann stellenweise auch noch automatisiert werden, dann bietet dies ebenfalls Einsparpotenzial für Fachpersonal. Vor dem Hintergrund der anstehenden demographischen Veränderungen müssen diese technologischen Möglichkeiten dringend genutzt werden.
Die digitale Transformation ist eine Mammutaufgabe für die gesamte Gesellschaft. Insbesondere Gesundheitsunternehmen haben noch einen langen Weg vor sich. Diese Unternehmen benötigen daher eine spezialisierte Expertise in der digitalen Transformation des Gesundheitswesens.
Heute gibt es noch sehr wenige Menschen, die dieses Wissen auf akademischem Niveau erworben haben.
Ich rechne damit, dass die Nachfrage nach diesen Expertinnen und Experten in den nächsten Jahren sehr stark steigen wird.
Das Fernstudium ist ein optimales Format, um sich berufsbegleitend weitere Kompetenzen anzueignen. Aufgrund der hohen Flexibilität lässt sich ein Fernstudium sehr gut mit einer beruflichen Tätigkeit im Gesundheitswesen vereinbaren. Auch die Fähigkeit, eigenständig Projekte zu bearbeiten, wird deutlich besser trainiert als in vielen anderen Studiengängen.
Die APOLLON Hochschule bietet verschiedene Weiterbildungsformate im Bereich der digitalen Transformation an.
Der Hochschulzertifikatkurs „Digital Health “ beinhaltet all die oben genannten Themenbereiche rund um eine digitale Gesundheitssystemarchitektur und vermittelt hierzu grundlegende praxisrelevante Kompetenzen. Er ist geeignet für Personen, die sich Grundlagenwissen in diesem Bereich aneignen wollen.
Im Bachelor „Medizin- und Gesundheits-Technologie-Management (B. A.)“ liegt der Fokus auf der Vermittlung von technologischen Kompetenzen und Managementwissen. Die Absolventinnen und Absolventen werden fit gemacht für eine Tätigkeit an der Schnittstelle zwischen Technik und Versorgung. Mit dieser Ausrichtung ist der Studiengang einzigartig.
Der Masterstudiengang „Digital Health (M. A.)“ wiederum richtet sich an Personen, die Führungsverantwortung für die digitale Transformation im Gesundheitswesen übernehmen möchten. Er beinhaltet alle relevanten Kenntnisse im gesamten Fachgebiet Digital Health und geht dabei in die Tiefe.
Personen, die noch nicht über Management-Kenntnisse verfügen, sollten jedoch lieber den Masterstudiengang „Digital Health Management (M. A.)“ belegen, der zusätzlich zu dem Wissen über Digital Health ebenso Managementwissen vermittelt, das für alle Führungsaufgaben unentbehrlich ist.
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