Mit Weiterbildung Karriereziele erreichen
Lernen Sie effektive Strategien für Ihre berufliche Weiterbildung. Entdecken Sie Lerntypen, Zeitmanagement und moderne Methoden für nachhaltigen Erfolg.
Zum ArtikelLesedauer: ca. 7 Minuten
Das englische Wort Coach steht nicht nur für Kutsche, sondern auch für Trainer. Trotzdem hat das Coaching, um das es in diesem Artikel geht, weder etwas mit Pferden noch mit Sport zu tun. Worum geht es dabei aber? Und wie hängt all das mit Arbeitswelt und Berufsleben zusammen?
Christian Eggers ist seit über 15 Jahren Systemischer Management Coach (SMC). Als selbstständiger (Team-)Coach für Privatpersonen sowie für Führungskräfte in Unternehmen und Behörden blickt er auf mehr als 400 Jobcoachings zurück.
Klett Corporate Education, das Netzwerk der Fernschulen und Fernhochschulen der Deutschen Weiterbildungsgesellschaft mbH, durfte Herrn Eggers als ausgewiesenen Experten im Bereich berufliche (Neu-)Orientierung interviewen.
Lesen Sie im Folgenden
Erst einmal vielen Dank für die Einladung. Ich spreche sehr gerne über dieses Thema, weil ich glaube, dass es ein wahnsinnig wichtiges Thema ist, das in der Zukunft wahrscheinlich noch wichtiger wird.
Also, was ist Coaching? Das ist eine gute Frage, denn es wabern viele verschiedene Definitionen durch den Raum. Im Grunde ist es ein Setting, in dem jemand, der ein Anliegen hat und da nicht weiterkommt, jemanden zur Seite bekommt, der mit Fragen und geeigneten Reflexionsangeboten versucht, eine Blockade bei einem bestimmten Thema zu lösen. Mittels Reflexion soll dafür gesorgt werden, dass ein Coachee [1] seinen Weg, seine Lösung findet. Ein Coach [2] ist dann eine Art Wegbereiter, mit dem man sich professionell austauschen und reflektieren kann. Das Ziel im Coaching ist eine kurzzeitige Begleitung, bis jemand eine Lösung in Bezug auf einen Veränderungswunsch gefunden hat.
Als Coach berate ich nicht, ich trainiere nicht und Coaching ist auch keine Therapie. Coaching hört dann auf, wenn klar wird, dass ein Coachee trotz aller Erkenntnisse im Grunde keine Form der Selbststeuerung findet, sich selbst nicht organisieren kann, immer jemanden braucht, der sagt „Tu mal dies, tu mal jenes, versuch mal das“. Kommt man an diesen Punkt, sollte das Coaching beendet werden. In diesem Fall bedarf es wahrscheinlich einer anderen Interventionsform, und für die sind wir als Coaches nicht ausgebildet.
Bei Beratungen geht es immer darum, Wissen zu vermitteln und Vorschläge zur Lösung eines Problems zu machen. Als Berater bin ich also in der Verantwortung, jemanden in Bezug auf einen Prozess so zu beraten, dass dieser am Ende funktioniert. Man übernimmt damit auch die Verantwortung für das Ergebnis. Das ist ein großer Unterschied zum Coaching. Im Coaching ist der Coachee verantwortlich für die Lösungsfindung und der Coach für den Coachingprozess. Das wird auch vor Beginn eines Coachings, bei der Auftragsklärung, besprochen und vereinbart.
Ich möchte niemandem zu nahetreten, aber aus meiner Sicht werden Menschen überall dort beraten, wo sie einen neuen beruflichen Weg oder einen Anschluss suchen. Und da guckt man natürlich auf die berufliche Biografie und sagt: „Dies und jenes hast du gemacht, dann wäre doch XY jetzt das Richtige“. Vorschläge, verbunden mit Handlungsempfehlungen, und diese können dann passen oder nicht. Das ist Beratung.
Ich persönlich sehe mir zum Beispiel Lebensläufe gar nicht an, bevor ich ein Coaching beginne. Für mich ist die Person, die vor mir sitzt, ein unbeschriebenes Blatt. Und das entwickelt sich dann: Mit jeder Frage bekomme ich mehr Ideen zu und Einblicke in die Person. Dann ist es meine Aufgabe aufgrund des Gehörten Hypothesen zu bilden und entsprechende Reflexionsangebote zu machen. Aber ich würde nie sagen: „Gehen Sie in diese oder jene Richtung“.
Ich kann nur sagen, „Schauen Sie mal auf Ihr Profil, da stehen bestimmte Dinge und die zeigen sehr eindeutig in diese oder jene grobe Richtung.“ Und dann entwickelt sich ein Bewusstsein bei den Coachees, das sich sonst nicht entwickeln würde. Es entstehen Erkenntnisse durch das Coaching und diese bringen den Coachee dann weiter. Die Persönlichkeit der und des Einzelnen spielt in der Beratung eher eine untergeordnete Rolle. Dort werden die offensichtlichen Ressourcen, persönliche wie fachliche, zur Lösungsfindung genutzt.
Im Coaching schaut man immer erst einmal, welche Ressourcen vorhanden sind, die auch der Coachee bisher nicht wahrgenommen oder gekannt hat. Aus diesen neuen Erkenntnissen entstehen die besten Lösungen. Das, würde ich sagen, ist der große Unterschied zur Beratung.
Da würde ich widersprechen. Ich glaube, es sind unterschiedliche Wege, aber mit demselben Ziel. Wenn jemand zu mir ins Jobcoaching kommt, habe ich das Ziel, dass dieser Mensch wieder einen Job findet. Aber ich habe nicht das Ziel, das es irgendein Job ist, sondern ein passender Job. Das ist, glaube ich, der große Unterschied zu einer Beratung, dass im Coaching die Persönlichkeit im Vordergrund steht. Aber das Ziel von Jobcoaching und Berufsberatung ist dasselbe.
Das Jobcoaching oder Karrierecoaching zählt zu den wesentlichen Schwerpunkten. Daneben ist aus meiner Sicht das Coaching für Führungskräfte sehr verbreitet, in dem Fragen zur Selbst- und Fremdführung im Mittelpunkt stehen. Ein weiteres großes Coaching-Thema ist die Organisationsentwicklung. Da wird im Grunde reflektiert, wie die eigene Organisation aufgestellt ist, welche Ziele verfolgt werden und so weiter.
Es sind vor allen Dingen menschliche Themen. Es geht immer um Zusammenarbeit, es geht immer um Kommunikation und um Fragen wie: „Passe ich in den gegebenen Rahmen, zum Job? Passe ich zur Aufgabe? Passe ich ins Team?“ Das sind alles Einzelfragen, die man im Coaching wunderbar bearbeiten kann, denn all das hängt immer mit der eigenen Persönlichkeit zusammen.
Ich selbst habe über die vielen Jahre in meiner Coaching-Tätigkeit kaum Menschen getroffen, die ein stabiles Selbstbild von sich haben und sagen können „Auf diese Weise ticke ich, dieses und jenes triggert mich“ und so weiter. Es gibt bei den Coachees meist nur ein Bauchgefühl und was ich mit den Coachees versuche, ist, dieses Bauchgefühl anhand von Begriffen greifbar zu machen. Damit man etwas hat, sodass man zum Beispiel sagen kann „Mir geht‘s gerade nicht gut, aber das liegt an XY“. Wenn man das sagen kann, ist man auf eine gewisse Weise wieder handlungsfähig. Ich versuche deshalb immer zuerst, zusammen mit dem Coachee eine Sprachfähigkeit in Bezug auf sich selbst herzustellen und dann können wir alle anderen Themen auch bearbeiten.
Genau, es gibt die Formate Präsenz und online. Online-Coaching ist relativ neu, vor 2020 sind die meisten Coachings in Präsenz durchgeführt worden. Ich persönlich verwende Online-Tools, durch die man sehr gut zusammenarbeiten und die Ergebnisse schön festhalten kann. So gibt es für den Coachee auch die Möglichkeit, zwischen den Sitzungen an bestimmten Fragestellungen weiterzuarbeiten. In Bezug auf die Qualität kann ich nur sagen: Es ist absolut kein Unterschied, die Qualität ist im Online-Coaching genauso hoch wie in Präsenz.
Das Online-Coaching hat den Vorteil, dass man sich sehr flexibel verabreden kann, Fahrzeiten fallen weg. Und es gibt natürlich auch hybride Coachings, in denen sich Sitzungen in Präsenz und Online-Sitzungen abwechseln. Einer meiner Coachees ist zurzeit im Ausland und so können wir das Coaching einfach fortführen. Wenn er wieder in Deutschland ist, treffen wir uns wieder in Präsenz.
Es gibt zunächst ein Erstgespräch oder Klärungsgespräch, bei dem noch nicht feststeht, ob man zusammenarbeitet. Bei diesem Kennenlernen geht es darum, die gegenseitigen Erwartungen zu klären. So können die Coachees auch schauen, ob ich als Person der Richtige für sie bin. Für die Coaching-Sitzungen nutze ich gerne Zoom oder MS Teams. Es ist gut, wenn man sich in diesen Sitzungen sieht, ihr oder ihm in die Augen gucken kann, um auf Reaktionen wiederum reagieren zu können. Nach dem Erstgespräch treffen meine Coachees und ich uns zwei Mal in der Woche für je 1,5 Stunden. Je nach Volumen des Coachings geht das über mehrere Wochen. Und wir arbeiten mit unterschiedlichen Online-Tools wie Whiteboards. Auf diese können wir jederzeit zugreifen und auch zwischen den Sitzungen an Themen arbeiten.
Die meisten Menschen, die zu mir ins Jobcoaching kommen, sind orientierungslos in Bezug auf ihre berufliche Zukunft. Da ist es relativ egal, ob jemand lange Zeit arbeitslos war, gerade mit einer Abfindung den Job verlassen hat oder sich generell neu orientieren will. Man kann sich über einen neuen oder einen angepassten beruflichen Weg keine zielführenden Gedanken machen, wenn man nicht weiß, was einen persönlich durchs Leben treibt und sich diese Fragen auch nicht stellt.
Deswegen fange ich in den Coachings damit an, Persönlichkeitsmerkmale wie zum Beispiel „Was ist mir eigentlich wichtig?“, „Was sind meine Motive?“, „Was treibt mich an?“ in einem Profil sichtbar zu machen. Und auf dieser Basis kann man dann schauen „Welche Art von Aufgaben passen zu mir?“. Da sind wir noch nicht bei bestimmten Arbeitgebern und auch noch nicht im Detail bei einer Tätigkeit, sondern allgemein bei der Frage „Welche Art von Aufgaben sind eigentlich gut für mich?“. Sind es eher Routineaufgaben, sind es Aufgaben, die viel Abwechslung beinhalten, sind es Aufgaben, bei denen man Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen und diese beruflich nutzen kann und so weiter.
Wenn man all das weiß, dann fällt die Orientierung oft gar nicht mehr so schwer. Es gibt Tausende Möglichkeiten, aber die Basis ist letztlich, zu verstehen, wie man selbst tickt und welche Auswirkungen das auf die bisherigen Entscheidungen gehabt hat. Ich spreche nicht über irgendwelche Maßnahmen, solange nicht klar ist, was braucht die Person eigentlich, um leistungsfähig zu sein und um sich wohlzufühlen.
Wenn ich einen Wunsch äußern dürfte: Bevor jemand eine langfristige Entscheidung trifft in Bezug auf eine Weiterbildung – auch bei Ihren Fernschulen und Fernhochschulen – wäre ein Coaching für ihn oder sie im Vorfeld ideal, um zu schauen, führt das in die persönlich richtige Richtung oder entscheidet man sich vielleicht nur für ein Thema, weil man das schon kennt und darauf aufbaut. Die meisten Menschen, mit denen ich zu tun hatte, haben ihre Berufswahl nicht aktiv getroffen. Und das funktioniert nicht immer. Das heißt, so ein Bruch in der Berufsbiografie ist eigentlich auch eine große Chance. Aber man braucht eine belastbare Basis für gute Entscheidungen und dafür bin ich als Jobcoach da – um diese Basis sichtbar zu machen, und dann kann es weitergehen.
In einem Bewerbungsprozess geht es im Kern um ein Kennenlernen. Dabei ist die fachliche Kompetenz eine wichtige Komponente, aber für Arbeitgeber ist es viel wichtiger herauszufinden, „Wer sitzt mir da gegenüber? Was für ein Typ ist das? Passt er oder sie zu den Aufgaben der Stelle? Passt er oder sie ins Team?“ Und hier haben die meisten Bewerber und Bewerberinnen keine Kompetenz, weil sie nicht sprachfähig sind in Bezug auf ihre Persönlichkeit.
Ich unterstütze die Coachees dabei, diese Sprachfähigkeit herzustellen, um beispielsweise sagen zu können, „Ich bin jemand, der braucht Abwechslung. Ich brauche einen Job, wo ich mit Menschen in Beziehungen treten kann. Ich lerne gerne und viel, wenn ich das dauerhaft nicht kann, fühle ich mich nicht gut. Ich brauche ein Umfeld, in dem ich selbst entscheiden kann“ und so weiter. Das sind kleine Stichworte, aber wenn man die erwähnt, entsteht sofort ein Bild für den Arbeitgeber und Assoziationen in Bezug auf die ausgeschriebene Aufgabe. Und so können beide Seiten gute Entscheidungen treffen, indem sie feststellen, ob es passt oder nicht. Für Arbeitgeber ist es ein riesiger Vorteil, mit solchen Menschen in ein Bewerbungsgespräch zu gehen, weil sie dann wirklich etwas über diese Person erfahren. Und die Gefahr, dass sie sich für eine Person entscheiden, die nicht zu den Aufgaben passt, wird wesentlich geringer.
Tatsächlich würde ich mir wünschen, dass viel mehr Menschen die Möglichkeit bekämen, an einem Jobcoaching teilzunehmen. Ganz einfach, weil es für das Berufsleben und die Arbeitswelt einen unschätzbaren Wert hat, sich selbst und die eigene Persönlichkeit besser kennenzulernen. Daraus ein Selbstbewusstsein zu entwickeln, also im wahrsten Sinne des Wortes sich selbst bewusst zu sein, das führt dazu, dass man sich besser präsentiert, orientiert und am Arbeitsmarkt erfolgreicher wird.
Jobcoaching ist aus meiner Sicht ein ausgesprochen wertvolles Tool, das noch viel zu wenig genutzt wird. Es macht die Menschen selbstständig und handlungsfähig. Das ist letztendlich etwas, das alle Beteiligten wollen und das sich richtig gut anfühlt.
Coaching ist weder Beratung noch Therapie. Es handelt sich stattdessen um eine kurzzeitige Begleitung, durch die ein Coachee bei der Reflexion der persönlichen Motive, Werte und weiterer persönlicher Eigenschaften unterstützt wird. Ein Coach übernimmt dabei die Rolle von Impulsgeber und Wegbereiter – er oder sie hilft dabei, individuelle Persönlichkeitsmerkmale sichtbar zu machen und diesbezüglich Sprachfähigkeit herzustellen. Ausgehend von einer solchen Basis können Jobcoachings Orientierungshilfen für die ganz individuelle berufliche Zukunft bieten. Das zentrale Ziel eines Jobcoachings ist damit, dass Menschen einen Job finden – mit dem nachhaltigen Kernanliegen, dass dieser Job und seine Aufgaben auch zu der Person passen, die sie erfüllen soll.
Bei Bildungsanbietern aus dem KCE-Netzwerk finden Sie und Ihre Kund:innen oder Mitarbeiter:innen zielgruppengerechte Online-Coachings zu Themen rund um Arbeitswelt und Berufsleben – von der Berufsorientierung über das Bewerben bis zur Existenzgründung.
Alle Coachingangebote werden orts- und zeitflexibel durchgeführt und sind AVGS-förderfähig.
[1] Ein „Coachee“ ist die Person, die von einem Coach begleitet wird, sozusagen der/die Teilnehmer:in an einem Coaching.
[2] Die Bezeichnung „Coach“ kann sowohl für weibliche als auch für männliche Personen verwendet werden.
Lernen Sie effektive Strategien für Ihre berufliche Weiterbildung. Entdecken Sie Lerntypen, Zeitmanagement und moderne Methoden für nachhaltigen Erfolg.
Zum ArtikelMitarbeiterbindung wird immer mehr zum Buzz-Word – Lernen Sie im KCE-Blog auf 4 Ebenen, welche konkreten Maßnahmen Sie sofort in der Praxis anwenden können.
Zum Artikel